Um 20 Prozent und mehr werden die Strompreise 2023 steigen – mehr als die Hälfte aller Energieversorger geht von dieser Entwicklung aus. Gründe dafür sind einerseits höhere Brennstoff- und CO2-Preise sowie Ausfälle und Abschaltungen von Kraftwerken. Verschärft wird diese bereits angespannte Situation andererseits durch Lieferengpässe und den Krieg in der Ukraine. Als Reaktion auf diesen Inflationsdruck wurden sowohl die Europäische als auch die Schweizerische Nationalbank wiederholt aufgefordert, die Zinsen zu erhöhen. Diesem Druck hat die SNB nun auch nachgegeben: Die Inflationsrate von 2.9% veranlasste die SNB im Juni 2022 zur Leitzinserhöhung von -0.75% auf -0.25%.
Welche Auswirkungen hat diese Leitzinserhöhung und wie soll damit die Inflation abgeschwächt werden? Erfahren Sie in diesem Artikel mehr zur Geldpolitik der Schweizerischen Nationalbank und wie die Leitzinserhöhung sich national und international auswirkt.
Weil die relative Geldpolitik den EUR/CHF-Wechselkurs massgeblich beeinflusst, orientiert sich die Schweizerische Nationalbank geldpolitisch an der Europäischen Zentralbank EZB. Von Ökonomen wird dieser Wechselkurs als das wichtigste Instrument zur Einflussnahme auf die Schweizer Konjunktur bezeichnet. Als Reaktion auf die Finanzkrisen von 2008 fielen die Zinsen schon damals auf ein Rekordtief, um den Bankensektor zu retten und eine wirtschaftliche Depression verhindern zu können. Da der Schweizer Franken in Krisenzeiten regelmässig als Fluchtwährung genutzt wird, musste die SNB den Leitzins unter 0 ansetzen. So konnte eine weitere Aufwertung des Schweizer Frankens gegenüber anderen wichtigen Währungen vermieden werden. Der Negativzins sollte dazu ermutigen, das verfügbare Kapital in die Wirtschaft zu investieren, anstatt zu sparen.
Die Zentralbank resp. Nationalbank bestimmt die Zinssätze, zu denen sich Geschäftsbanken Geld leihen oder es hinterlegen können. Sie interagiert also nur mit den Banken. Wichtig anzumerken ist, dass also auch der Ausgang der Geldpolitik von diesen Banken abhängt, und dass die Geldpolitik immer verzögert wirkt. Dies, weil sie nicht direkt die Preise in den Läden verändert, sondern nur die Konditionen gegenüber den Banken, welche wiederum ihre Konditionen bei Kreditausgabe und Geldeinlage anpassen.
Und welche Auswirkungen hat nun eine Leitzinserhöhung auf die Realwirtschaft?
1. Höhere Zinsen: Keine Bank würde weniger Zinsen akzeptieren, als sie selbst für den Bezug bei der SNB zahlen muss. Wenn diese also ihren Leitzins erhöht, werden Kredite teurer. Sowohl Unternehmen als auch Privatpersonen wollen dadurch weniger Kredite aufnehmen, und durch die sinkenden Investitionen fällt auch die gesamtwirtschaftliche Nachfrage.
2. Sparen wird attraktiver: Der höhere Leitzins führt auch zu höheren Zinsen auf Bankguthaben. Daher wird es attraktiver, Geld auf Konten anzulegen, anstatt zu investieren.
3. Aufwertung des Schweizer Frankens: Durch die Zinserhöhung wird es auch für Anlegende aus dem Ausland attraktiver, ihr Geld wieder in der Schweiz anzulegen. Wenn diese ihre Währung verkaufen, um das Geld in Schweizer Franken anzulegen, steigt der Wechselkurs.
4. Importe, Exporte und Preisniveau: Weil der Schweizer Franken für Ausländer teurer wird, steigen auch die Preise für Schweizer Produkte im Ausland, womit der ausländische Absatz und somit Exporte sinken. Gleichzeitig verringern sich aber auch die Importpreise, da ausländische Güter relativ gesehen billiger geworden sind. Dies führt zu einer sinkenden Nachfrage nach inländischen Produkten und vermehrten Importen. Durch die sinkenden Importpreise und die verringerte inländische Nachfrage sinken auch die Preise inländischer Güter, damit diese noch abgesetzt werden können.
5. Sinkende Vermögenswerte: Höhere Zinsen führen dazu, dass zukünftige Geldströme wie zum Beispiel Dividenden weniger wert sind. Somit sinkt auch der Wert von Vermögenswerten. Dies führt dazu, dass sich dessen Besitzende ärmer fühlen und weniger konsumieren., was ebenfalls zu einer verringerten gesamtwirtschaftlichen Nachfrage führt.
6. Rückgang der Kreditwürdigkeit: Aufgrund des Wertverlust von Vermögenswerten sind auch Immobilien, welche als Sicherheiten für Kredite genutzt werden, weniger wert. Kreditnehmer haben somit aufgrund des höheren Zinsen auch höhere Schulden, wodurch Anschlussfinanzierungen schwieriger werden können. Dies führt auch zu einer höheren Ausfallwahrscheinlichkeit. Zudem werden durch die steigenden Zinsen und höheren geforderten Sicherheiten allgemein weniger potentielle Kreditnehmer kreditwürdig. Beide Effekte führen dazu, dass weniger Kredite vergeben werden und die Nachfrage sinkt.
Die Effekte, welche durch eine Leitzinserhöhung ausgelöst werden, sind vielfältig und führen schlussendlich zu einer verringerten Nachfrage. Dies führt sowohl direkt als auch indirekt zu niedrigeren Preisen:
Einerseits direkt: Aufgrund der gesunkenen Nachfrage wird weniger gekauft, weshalb Unternehmen ihre Preise senken müssen, um Produkte trotzdem noch loswerden zu können.
Andererseits indirekt: Aufgrund der gesunkenen Nachfrage und des sinkenden Konsums sind auch weniger Arbeitskräfte nötig. Dies hat auch Auswirkungen im Lohnwesen: Arbeitnehmende haben schwächere Verhandlungspositionen und können somit weniger hohe Löhne verlangen oder müssen sogar um ihren Job bangen. Somit sinken die Lohnkosten der Firmen, welche ihre Produkte wiederum günstiger anbieten können. Und aufgrund der tieferen Löhne wird auch die Nachfrage kleiner.
Zusammengefasst wirkt eine Leitzinserhöhung also, indem die gesamte Nachfrage reduziert, das Lohnwachstum gebremst und die Aussichten auf dem Arbeitsmarkt verschlechtert werden. Gleichzeitig führt sie aber auch zu einer Stabilisierung des Geldwertes, sinkenden Preisen und flacht die Inflationsrate ab.
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